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37 Elephanten von Karthagena auf und überschritt den Ebro.
In kurzer Zeit, aber nur nach einem äußerst blutigen Kampfe,
unterwarf er sich das ganze zwischen diesem Flusse und dem
Pyrenäengebirge gelegene Land und ließ zur Deckung desselben
den Unterfeldherrn Hanno mit 11,000 Mann zurück. Er selbst
überstieg mit 50,000 Fußgängern und 9000 Reitern die Pyre-
näen und durchzog rasch das südliche Frankreich, über Ruscino,
das heutige Russillon, Narbonne, Nismes (Nemausus). Gegen
das Ende des Septembers kam er an die Rhone, über die er
zwischen Orange und Avignon setzte. Hier kam es zu einem
blutigen Vorpostengefechte. Der römische Cónsul Scipio, wel-
cher auf seiner Fahrt nach Spanien zu derselben Zeit bei Mar-
seille landete, und erst hier Kunde von dem Übergange seines
Gegners über die Pyrenäen erhielt, war entschlossen, ihm hier
den Weg zu verlegen und schickte eine Abtheilung Reiter aus,
Erkundigung einzuziehen. Zu demselben Zwecke hatte auch Han-
nibal eine Reiterschar abwärts geschickt, die bald mit der römi-
schen in einem zwar kleinen aber blutigen Gefechte zusammentraf,
wie zum Vorspiel der großen Kämpfe, die bald folgen sollten.
Dem römischen Cónsul wich er listig aus. Er wandte sich nörd-
lich längs der Rhone, ging dann über die Jsere (Zsara), welche
in die Rhone fließt und langte, gestärkt durch die Bündnisse gal-
lischer Fürsten, in der letzten Hälfte des Oktobers an dem Fuße
der Alpen an. Hier aber schien die Natur der Gegend seinem
Siegeszuge eine Grenze setzen zu wollen.
Zn der Mitte zwischen Italien und Gallien ragt in furcht-
barer Höhe das Alpengebirge, gleichsam als eine feste unüber-
steigbare Mauer zwischen beiden Ländern aufgethürmt. Rings-
umher starret alles von Eis und Schnee, zackige Felsenspitzen ra-
gen bis in die Wolken hin. Hier war nicht Stadt nicht Dorf;
kein gebahnter Weg führte über das entsetzliche Gebirge. Nur
wilde Thiere schweiften umher und halbwerwilderte Menschen,
die, erstarrt von Kälte, in elenden Hütten oder in Felsenschluch-
ten ihr trauriges Leben zubrachten. Hierüber sollte nun zum
erstenmal ein ganzes Heer setzen, Menschen, Pferde, Elephanten,
Wagen und Gepäck, und das gerade in der rauhen Herbstzeit,
wo Alles um so schrecklicher war, zumal für die Karthager, die
aus dem heißen Afrika kamen. Betroffen stand das Heer vor
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Karthagena Hanno Cónsul_Scipio Scipio
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Nismes Avignon Spanien Italien Gallien Afrika
161
den Alpen; sie zu übersteigen, schien unmöglich. Nur Hannibal
zagte nicht. Er hielt an dasselbe eine kräftig ermunternde Rede,
die allen Unmuth entfernte. Getrost begann es mit seinem ge-
liebten Führer die mühevolle Fahrt. Aber kaum war man et-
was höher gekommen, da begann erst recht das Elend. Die
Soldaten konnten auf den glatten Eismassen keinen festen Fuß
fassen; bald glitt der eine bald der andere aus und stürzte jäh-
lings den Berg hinunter. Bald meinten sie, auf festen Boden
zu treten; aber siehe, es ist nur ein wenig Schnee, oben über
eine Felsklippe zusammengefroren, unten der Abgrund, in wel-
chen die Unglücklichen stürzen. Dann fällt ein Elephant, dann
rollt ein Wagen zurück und reißt Alles hinter sich mit fort in's
Verderben. Dazu stürzen die wilden Bewohner aus den Schluch-
ten und Höhlen hervor und überfallen die müden Kletternden.
Verzweiflung sah man auf allen Gesichtern. Hannibal sprach
überall seinen müden Soldaten Muth ein: „Bald haben wir
die Spitze erreicht, bergunter wird es besser gehen!" Nach tau-
send Mühseligkeiten hatten sie endlich diese erreicht und standen
oben auf dem Cenis. Hier, in diesen luftigen Schnee- und
Eisfeldern, ließ er seine ausgehungerten und fast erstarrten Sol-
daten zwei Tage ausruhen. Von den eisigen Wolkenhöhen hin-
ab zeigte er ihnen in weiter Ferne die sonnenhellen Fluren des
schönen Italiens. Da bekam das Heer frischen Muth und fing
an hinabzusteigen. Aber die Schwierigkeiten hiebei waren fast
noch größer. Auf dem schlüpfrigen abschüssigen Boden war kein
Halt, Menschen und Thiere schossen jählings hinab. Sie kamen
an einen Felsen, wo wegen eines tiefen sich vor ihnen aufthuen-
den Abgrundes kein Schritt vorangesetzt werden konnte. Hier
unternahm Hannibal etwas, wodurch er die Nachwelt in Er-
staunen gesetzt hat. Er grub auf eine noch immer unerklärliche
Art für sein Heer und seine Elephanten einen Weg durch den
Felsen. Nach der fabelhaften Erzählung des Livius soll er ihn
mit Weinessig und Feuer gesprengt haben. Endlich, nach Ver-
lauf von fünfzehn schweren Tagen, hatten die bleichen Krieger
die Ebenen Italiens erreicht. Innerhalb fünf und einem halben
Monat war von Karthagena aus ein Weg von zweihundert
deutschen Meilen unter steten Kämpfen und Gefahren zurückge-
legt worden.
Wetter, Geschichte der Römer.
11
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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181
fort und fort den Antiochus zum Kriege gegen die Römer auf
und luden ihn ein, nur nach Griechenland herüberzukommen, wo
Alle feine Partei ergreifen würden.
In dieser Zeit der Gährung erschien am königlichen Hofe
— Hannibal. Bisher hatte er in seiner Vaterstadt an der
Spitze der Verwaltung gestanden und manche nützliche Verbesse-
rungen eingeführt. Noch immer hoffte er auf den Tag der Ret-
tung und Rache und knüpfte deshalb geheime Verbindungen an
mit Antiochus. Jedoch die Sache wurde den Römern, die jeden
seiner Schritte argwöhnisch überwachten, verrathen, und sie for-
derten seine Auslieferung. Dieser kam Hannibal durch die Flucht
zum Antiochus zuvor, der sich nun für den Krieg entschied. Al-
lein statt dem Plane des Hannibal zu folgen und die Römer
sogleich in Italien selbst anzugreifen, zögerte er noch mehre Jahre
und zog dann mit einer unbedeutenden Macht nach Griechenland
(192). Hier eroberte er Euböa, zog dann aber nicht weiter,
sondern blieb einen ganzen Winter hindurch in Chaléis und ver-
geudete hier in einem zügellosen Leben seine und seines Heeres
Kraft. Plötzlich kam der Cónsul A c i l i u s G l a b r i o herau,
um die Thermopylen zu besetzen. Por eins Cato, sein Unter-
feldherr, erstieg die Höhe des Passes auf einem Fußsteige, den
ehemals Xerres gegangen war, stürzte sich auf die Feinde, brachte
sie in Unordnung; und Glabrio vollendete den Sieg (191).
Ohne Aufschub eilte Antiochus, unbekümmert um das Schick-
sal seiner Bundesgenossen, nach Allen zurück. Nun baten die
verlassenen Ätolier um Frieden. Als aber der Cónsul Glabrio
mit dem Stolze des Siegers ihnen zu harte Bedingungen vor-
schrieb , setzten sie allein den Krieg fort und fochten mit dem Muthe
der Verzweiflung gegen die Übermacht der Römer an, bis ihnen
endlich ein Waffenstillstand bewilligt wurde.
Im folgenden Jahre 190 setzten die Römer, Sieger in drei
Seetreffen, unter dem Cónsul Lucius Cornelius Sripio,
den sein Bruder, der Afrikaner, als Rathgeber begleitete, mit
großem Pomp über den Hellefpont und gewannen bei Magne-
si a am Berge Sipulus in Lydien die Entscheidungsschlacht, welche
dem siegreichen Cónsul den Ehrennamen Asiaticus erwarb.
Sofort bezahlte Antiochus für den Frieden, welchen er um jeden
Preis wollte, fünfzehntausend Talente (18 Millionen Thaler),
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer]]
228
die Bundesgenossen einen hochverräterischen Eingriff in die seit
Jahrhunderten ausgeübte Hoheit; die Bundesgenossen endlich, von
Drusus und seiner Partei öffentlich und heimlich unterstützt, for-
derten immer lauter und dringender das römische Bürgerrecht.
Und als dieses noch immer verweigert wurde, trafen die Bun-
desgenossen bereits Voranstalten zu einer völligen Trennung von
Rom und zur Stiftung eines eigenen Bundesstaates. Es herrschte
ein unheimliches, die Republik und Italien in gegenseitigem
Mißtrauen erhaltendes Wesen, als plötzlich Livius Drusus im
eigenen Hause unter dem Dolche eines Mörders fiel. Run wur-
den alle Verordnungen des unglücklichen Tribunen sofort aufge-
hoben, alle Freunde und Gönner der Bundesgenossen aus Rom
vertrieben, ja sogar eine besondere Verordnung (lox Varia) er-
lassen, welche gegen öffentliche und geheime Anhänger der Bun-
dvsgenossensache richterlich einzuschreiten gebot. Da kam das Un-
gewitter, welches schon lange drohend am italischen Himmel stand,
zum verheerenden Ausbruch.
§. 55. Dcr Klarst sch c oder Dundcsgcnostcnkricg. (90—88.).
Wie auf einen Schlag fielen nun die um ihre gerechten
Wünsche und Hoffnungen betrogenen Völker Italiens von der
römischen Republik ab, um eine eigene, selbständige zu bilden.
Es erhoben sich die Marser, Picentiner, Peligner, Marruciner,
Vestiner, Hirpiner, Frentaner, Venufier, Jappger, Lucaner und
Samniter; und nur die Latiner, Etrusker und Umbrer blieben
Rom treu. Corfinium, eine feste Stadt im Lande der Peligner,
wurde zum Mittelpunkte der italischen Bundesrepublik ausersehn
und deshalb Jtalica genannt. Hier war der Hauptwaffenplatz,
hier der Sitz des Senats, der als höchster Bundesrath aus fünf-
hundert Abgeordneten sämmtlicher Völker bestand und mit unbe-
schränkter Vollmacht regierte Dieser ernannte zwei Consuln,
welche den Oberbefehl führten über die beiden Kriegsbezirke, in
welche man Italien getheilt hatte. Im nordwestlichen Bezirke
befehligte der Consul Pompädius Silo, ein Marser; im südöst-
lichen der Consul Aponius Motulus, ein Samniter. Die Auf-
gebote der einzelnen Landschaften standen unter zwölf, ebenfalls
vom Bundestage ernannten Prätoren, so daß in jedem Krieges-
bezirke ein Consul mit sechs Prätoren befehligte.
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Extrahierte Personennamen: Drusus Livius_Drusus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Italien Rom Italiens Jappger Rom Bundesrepublik Italien
16
geheimnißvolle Sagen aus dem grauen Alterthume berühmt.
Hier ist der von steilen Felsen und Wüldschluchten umschlossene
See Avernus; hier die Felsenhöhle der alten Wahrsagerin Sy-
bille. Eine benachbarte Höhle galt nach der Dichtung der Alten
für den Eingang in die Unterwelt. Hier war auch der Styr
selbst, hier die elysäischen Gefildes. Eine Pflanzstadt der Cu-
mäer war Parthenope. Als nämlich die Cumäer von den
Campanern verdrängt wurden, gründeten sie diese Kolonie, leg-
ten aber, da dieselbe für alle Flüchtlinge zu klein war, östlich
von derselben eine neue Stadt, Neapolis, an. Im Gegensätze
zu dieser Neustadt bekam nun Parthenope den Namen Altstadt,
Paläopolis, bis beide den gemeinsamen Namen Neapolis (Ne-
apel) d. i. Neustadt annahmen. In ihrer Nähe steht der feuer-
speiende Vesuv. Auf einem an der Küste sich erhebenden Felsen
lag die Stadt Misenum mit einem geräumigen Hafen, in wel-
chem seit Augustus der andere Theil der römischen Flotte lag;
unfern hievon Bajä, dessen warme Bäder häufig besucht wur-
den. Die Schönheit dieses Ortes und seiner Umgebung ist von
den römischen Dichtern besonders gefeiert worden^)- Westlich
von Neapel, ebenfalls am Meere, lag Puteoli, die als grie-
chische Kolonie den Namen Dikäarchia führte, das heutige Puz-
zuoli; bei derselben der Lucrinersee, aus welchem am 30. Sept.
1538 plötzlich mit schrecklichem Getöse ein über 200 F. hoher
Bergkegel, monte nuovo (neuer Berg), sich erhob. Hier lag auch
Cicero's Villa Puteolanum oder Academia. Die ganze Gegend
ist hier sehr vulkanisch; und das schwefelreiche Thal zwischen
Puteoli und dem Vesuv, das heutige Solfatara, wurde von den
Alten das phlegräische oder brennende (oampi Phlegraei) genannt.
Es brennt beständig im Innern; fast überall ist der Boden warm,
stellenweise glühend, und mitunter steigen mit großem Getöse
Dampfsäulen und lichte Flammen auf. Der Weg von Neapel
bis Puteoli führt durch eine fast y4 Stunde lange Berghöhle,
die im Alterthume er^pta Neapolitana, jetzt aber die Grotte von
Posilippo nach dem gleichnamigen Berge genannt wird. Am
Eingänge derselben zeigt man das von Lorbeeren umkränzte Grab
4) Virgil beschreibt diese Gegend im 6. Buche. 4 5) Nullus in orbe
sinus Bajis praelucet amoenis. Foraz.
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Extrahierte Personennamen: Augustus er^pta_Neapolitana
22
sie Meerenge von Messina. Sie ist ungefähr vier Meilen breit,
an der schmälsten Stelle aber nur l/4 Meile; und eben hier soll
nach alter Sage Italien mit Sicilien zusammengehangen haben.
Die äußersten Punkte dieses Jnseldreieckes sind drei Vorgebirge:
nordöstlich Pelörum, westlich Lilybäum, südöstlich Pach/-
»um, und zunächst von diesen drei Höhen hat sie den Namen
Trinakria erhalten'). Wegen ihrer Fruchtbarkeit und Schönheit
stand sie von jeher in dem höchsten Ansehen ?) Schon Homer
nannte sie das liebliche Eiland des Helios und machte sie zum
Schauplatze einer schönen Episode im neunten Buche der Odyssee.
Die Römer nannten sie die Kornkammer Italiens und die Amme
Roms, und die Bewohner selbst hießen vorzugsweise die Neichen
und Glücklichen. Als die Krone des Landes erscheint der Ätna
(montö Gibello), dessen Ausbrüche schon Pindar kannte. Der
Vesuv ist ein Sandhügel gegen diesen Niesen. In majestätischer
Pracht erhebt er sich mit seinen einzelnen Kuppen zu einer Höhe
von 11,000 Fuß, während der Vesuv nur 3,500 Fuß hoch ist.
Jede Stufe bildet eine Zone. Die untere prangt mit Weinber-
gen und Gärten; die zweite ist ein Waldbezirk von hundertjäh-
rigen Bäumen; die dritte hat nur Eis und Schnee; die vierte
nur Rauch und Flammen. Immer dampft es, immer sprudelt
es. Dieses Dampfen und Sprudeln aber wird Ruhe genannt,
wenn sich nicht aus seinem Feuerschlunde der Lavastrom ergießt
und meilenweit die Fluren verwüstet.
Die ältesten Bewohner des gepriesenen Eilandes waren nach
der fabelhaften Darstellung des Homer diecyclopen. Soweit
aber die geschichtliche Kunde reicht, finden sich hier zuerst Sica-
ner, die wahrscheinlich aus Jberien eingewandert waren. Zu
ihnen gesellten sich, etwa um 1200 vor Ehr., die Siculer,
welche von den Ausonen aus Italien vertrieben wurden. Sie
ließen sich zuerst in den Fruchtebenen des Ätna nieder und brei-
teten sich allmälig über die ganze Ostseite der Insel aus, wäh-
rend die Sicaner auf die Westseite eingeschränkt wurden. Nicht
lange nachher legten auf der nordwestlichen Küste der Insel auch
die Phönizier viele Kolonien an, welche später an die Karthager
') und twv Tqiüv ay.qo)v.
~) Sicilia, optima insularum omnhim, antiquitate rerum ceteras
anteeellit. — Diodor.
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entstandenen Seen; davon die aus verschiedenen Öffnungen und
Spalten des Bodens aufsteigenden Schwefeldünste; davon end-
lich die häufigen Erdbeben und Ausbrüche der Vulkane.
Da die Halbinsel selbst nur schmal begrenzt ist und zudem
in ihrer Mitte von dem Apennin durchzogen wird, der seine
Zweige fast überall nach dem Meere aussendet; so können die
Flüsse nur einen kurzen Lauf haben. Die meisten sind nur Gieß-
bäche oder Küstenflüsse und einige versiegen sogar während des
Sommers. Nur in Oberitalien, wo die Berge sich öffnen und
vom südlichen Abhange derselben die Gewässer in die Ebene zu-
sammenströmen, bildet sich ein großer schiffbarer Fluß, der Po
(Padus). Dieser ist der König der italischen Ströme. Er
kommt majestätisch von der Höhe des monle Viso aus den kot-
tischen Alpen hervor, durchzieht von Westen nach Osten ganz
Oberitalien; und nachdem er sich auf seiner Bahn durch die
große Thalebene mit vielen Flüssen und Bächen, die sich an bei-
den Seiten mit ihm verbinden, verstärkt hat, stürzt er sich end-
lich durch sieben Mündungen in das adriatische Meer.
Unter den Ländern Europas ist Italien bei weitem das
schönste. Die Natur selbst hat es wie zu einem europäischen
Lustgarten ausgeschmückt; denn über kein anderes Land hat sie
ihre Reize in solcher Fülle und Mannigfaltigkeit ausgegossen.
In den südlicher gelegenen Theilen insbesondere herrscht fast ein
immerwährender Frühling; ein stets blauer Himmel wölbt sich
über die üppige Flur; milde Seelüfte kühlen in den heißen Ta-
gen die Mittagsgluth. Die edelsten Südfrüchte, die bei uns sel-
ten und nur unter der zartesten Pflege in Treibhäusern durch
den Wechsel der Jahreszeiten gebracht werden können, gedeihen
dort fast ohne Wartung und Pflege in üppiger Fülle. Zwei-,
ja dreimal im Jahre trägt dort der Acker, und fünfmal verjün-
gen sich die Wiesen. Wegen solcher Fülle des Liebreizes und
des Segens war die apenninische Halbinsel von je her nicht nur
der Stolz ihrer Bewohner, sondern auch das Land der Sehn-
sucht für den Fremden. Darum ist sie auch zu jeder Zeit in
Sagen und Liedern vielfach gefeiert worden. Nach der Dichtung
der Alten hat sie der Gott Saturn selbst zu seiner Herrschaft
auserkoren, und hievon soll das gesegnete Land seinen Namen
„Saturnia" erhalten haben.
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Extrahierte Ortsnamen: Oberitalien Oberitalien Europas Italien
6 ______
Auch für Handel und Verkehr hat Italien eine überaus
günstige Lage. Durch das Mittelmeer, welches dasselbe von drei
Seiten umströmet, steht es nicht nur mit den gesegnetsten Län-
dern von Europa, sondern auch mit dem reichen Asien und auch
Afrika in naher Verbindung.
In der ältesten Zeit führte die schöne Halbinsel noch keinen
Gesammtnamen. Wie in Griechenland und Kleinasien, so hatte
auch hier die Natur selbst durch trennende Berge und Flüsse eine
Menge kleiner, unabhängiger Landschaften gebildet, von denen
jede nach dem in ihr wohnenden Volke besonders benannt wurde.
Ombrica hieß der nordöstliche Theil der Halbinsel, Japygia der
südöstliche, Önotria der südwestliche, Ausonia oder Opika die
Ländergruppe vom Laus bis zur Tiber, Tyrrhenia die von der
Tiber bis zum Apennin. So bezeichnet auch Jtalia ursprüng-
lich nur einen besonderen und zwar den südlichsten Theil der
Halbinsel, den Küstenstrich zwischen Tarent und Posidonia. Mit
der Zeit aber wuchs die Ausdehnung dieses Namens, und um
das Jahr 266 vor Ehr., als die Römer erobernd ihre Herr-
schaft über die ganze Halbinsel ausgedehnt hatten, wurde „Ita-
lien" der Gesammtname desselben. >) Desungeachtet fuhren auch
da noch sowohl römische als griechische Dichter fort, manche der
alten Benennungen bald für das ganze Land, bald für einzelne
Theile desselben zu gebrauchen. Die Griechen insbesondere nann-
ten Italien auch wohl Hesperien oder Westland, weil es ihnen
gegenüber nach Westen lag.
In unserer Zeit theilt man Italien der leichteren Übersicht
wegen gewöhnlich in drei Theile:
Oberitalien, oder das Land von den Alpen bis zu den kleinen
Flüssen Rubico und Macra.
Mittelitalien erstreckt sich von jenen beiden bis zum Silarus
(Silo) und Frento (Fortore).
Unteritalien vom Silarus und Frento bis zur äußersten
Südspitze des Landes hinab.
l) Der Name Italien ist wobl abzuleiten von dem Volke der Ita-
ler, oder, nach Aristoteles, von einem önotrischen Stammfürsten Italus;
nicht aber von huxog (vitulus) wegen der vielen Rinderheerden daselbst,
wie wir dieses bei Festus: „Italia dicta, quod magnos ¡talos i. e. bo-
ves habeat.“ und andern lesen.
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Extrahierte Personennamen: Ombrica Aristoteles Italus
Extrahierte Ortsnamen: Italien Europa Afrika Griechenland Kleinasien Japygia Tyrrhenia Tarent Italien Westland Italien Oberitalien Mittelitalien Unteritalien Italien
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reshier steigt die Rebe fünfzig bis sechzig Fuß hoch die
Ulmen und Papeln hinan und hängt ihre Trauben aus. Wie zu
Triumphbögen schlingt sie ihre grünen Gewinde fort und fort, von
Baum zu Baum und gibt der ganzen Landschaft ein festliches
Ansehen. Der weinreiche Massikus, ein Zweig der Apenninen,
durchzieht nordwestlich das Land. Am Fuße desselben breitet sich
das fruchtbare Falernerthal, das Tempe Italiens, aus, nach
welchem der Berg selbst auch wohl „der Falerner" genannt wird.
Um den Busen von Puteoli herum zieht sich eine steile Fels-
wand, die in das Vorgebirge Misenum ausläuft. Im Inneren
des Landes erhebt sich als einzelner Bergkegel der Vesuvius
bis zu einer Höhe von 3500 Fuß. Eine außerordentliche Frucht-
barkeit wird am Fuße dieses für die Umgegend so gefährlichen
Nachbaren gefunden. Durch einen schrecklichen Ausbruch dieses
Vulkans im Jahre 79 nach Ehr., bei welchem auch der ältere
Plinius, dieser unerschrockene Naturforscher, seinen Tod fand,
wurden die drei an seinem Fuße gelegenen Städte, Herkulanum,
Pompeji und Stabiä so gänzlich verschüttet, daß man auch ihre
Spur nicht mehr sah. Sechzehn hundert Jahre lang blieben sie
im Schooße der Erde verborgen. Erst im Jahre 1711 kam man
durch das Ausgraben eines Brunnens auf ihre Spur. Seitdem
ist bis auf unsere Zeit das Nachgraben fortgesetzt worden, und
die vielen kostbaren Überreste des Alterthums werden im Mu-
seum der Stadt Porti ei, welche über dem alten Herkulanum
erbaut ist, aufbewahrt.
Als die ältesten Bewohner des Landes werden die Hnotrer
angegeben; dann folgen die O s k e r, denen aber dieetrusker
eine Zeitlang die Herrschaft entrissen, bis die Samniter eindran-
gen und das Land eroberten. Aus der Vermischung der neuen
Eroberer mit den früheren Bewohnern ist der Name Campa-
nee hervorgegangen. Eine der ältesten Städte ist Cumä am
Meere, die von Chalciden aus Euböa schon um das Jahr 1030
vor Ehr. gegründet sein soll. Die ganze Umgegend ist sowohl
durch großartige Erscheinungen in der Natur, als auch durch
0 Omnium non modo Italia, sed toto orbe terrarum pulcerrima
Campania plaga est. Nihil mollius coelo, denique bis floribus vernat.
Nihil uberius solo; ideo Liberi Cererisque certamen dicitur. Nihil hos-
pitalius mari. Flor. I. 16.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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TM Hauptwörter (200): [T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
163
Sempronius hoffte, obne Mitwirkung des noch kranken Scipio die
Feinde besiegen zu können, und ließ in hastiger Siegeseile seine Trup-
pen durch den Fluß waten, um den jenseits stehenden Feind an-
zugreifen. Der schlaue Hannibal wußte eine sehr günstige Stel-
lung gegen die Römer zu gewinnen, so daß diesen ein kalter
Wind Regen und Schnee in's Gesicht trieb. Die abgematteten
römischen Truppen wurden hier in demselben Jahre 218 völlig
geschlagen, und die Blüthe des Heeres vernichtet. Ganz Ober-
italien ging jetzt zu dem Sieger über, und mehr noch als durch
Waffengewalt gewann er es durch schonende Milde.
Mit dem Frühlinge des Jahres 217 rückte er in Etrurien
ein. Der Weg dahin führte durch die Niederungen und Moor-
gründe des Arno. Dieser war aus seinen Ufern getreten und
hatte die Gegend überschwemmt. Drei Tage und drei Nächte
mußten die Soldaten bis an die Kniee im Wasser waten. Den
Pferden gingen die Hufe ab, die Lastthiere blieben im Schlamme
stecken; Hannibal selbst verlor durch eine von den Dünsten der
Sümpfe erregte Entzündung ein Auge. Und kaum war er auf
dem Trockenen, so rückte ein großes Heer unter dem Cónsul
Flaminius gegen ihn an. Hannibal lockte dasselbe durch ver-
stellte Flucht in das von Bergen umschlossene Thal am See
Trasimen (Lago di Perugia), dessen aufsteigender Nebel sei-
nen Hinterhalt verbarg. Und fünfzehntausend Römer wurden
erschlagen, sechstausend gefangen; Flaminius selbst stürzte sich
aus Verzweiflung in sein Schwert. Das Blutbad war so ent-
setzlich, daß noch jetzt die Ebene davon das Blutfeld heißt. Der
Weg nach Rom stand jetzt dem Sieger offen: allein er wollte
zuvor die Uuterthanen der Römer zum Abfalle bewegen und mit
sich verbünden, dann auf die gewaltige Stadt selbst losgehen.
Darum zog er mit gemächlicher Langsamkeit längs dem adria-
tischen Meere durch das Gebiet der Umbrer, Picenter, Marru-
ciner, Frentaner, Peligner nach Apulien, von da nach Campanien.
Die Römer verkannten das Gefährliche ihrer Lage nicht
und wählten den O. Fabius Mari mus zum Diktator. Die-
ser hatte vor, den Krieg gegen seinen listigen Gegner vertheidi-
gungsweise zu führen. Vorsichtig hielt er sich mit seinem Heere
auf den Höhen der Berge, von wo aus er ihn ganz genau be-
obachten konnte. Rechts und links, rückwärts und vorwärts,
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Extrahierte Personennamen: Scipio Hannibal Arno Hannibal Hannibal Mari
Extrahierte Ortsnamen: Etrurien Perugia Rom Apulien